Die fotografische Auseinandersetzung mit der äußeren (und inneren) Wirklichkeit kann verschiedene kunsttherapeutische Konzepte bereichern, aber auch meditative Prozesse im Rahmen der Achtsamkeitspraxis fördern. Da Medienkompetenz und individuelle Ausdrucksweisen über digitale Bilder gesellschaftlich immer mehr an Bedeutung gewinnen, kann die Auseinandersetzung mit diesen Gegebenheiten auch im kunsttherapeutischen Kontext neue Zugangswege eröffnen. Trotz ihrer vermeintlichen Objektivität können Fotografien einen besonderen seelischen Wert in sich tragen und verschlüsselte Themen zugänglich machen. Aus diesem Grund werden die therapeutisch relevanten Charakteristika der Fotografie unter die Lupe genommen und verschiedene Wahrnehmungsformen, Anwendungsmöglichkeiten und Explorationstechniken thematisiert. Die vorgestellten Fallbeispiele aus der klinischen Praxis unterstreichen nicht nur das therapeutische Potenzial des fotografischen Mediums, sondern auch die fruchtbaren Schnittpunkte und Kombinationsmöglichkeiten mit dem traditionellen künstlerischen Material.
Da die fotografische Bildproduktion mit Hilfe von Smartphone und Internet eng mit zeitgenössischen Ausdrucksmitteln verknüpft ist, schafft sie eine Überleitung zu wichtigen Themenbereichen, die sich im Rahmen individueller Mediennutzung abzeichnen und an verschiedene Formen der Selbstdarstellung, Persönlichkeitsentwicklung, Identitätssuche, Affektregulation und Lebensbewältigung gebunden sind. Somit setzt sich diese Arbeit zum Ziel, die Komplexität der fotografischen Bildsprache in das kunsttherapeutische Methodenrepertoire zu integrieren, um eine zeitgemäße intermediale Perspektive der Kunsttherapie aufzuzeigen.
Manuel Kelečić
Diplom-Kunsttherapeut (FH), Studium an der Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen. Seit 2012 tätig als Kunsttherapeut an der Panoramaklinik Esslingen, Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 2022 auch in eigener Privatpraxis tätig: www.kelecic.de
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